"Immendorff Schülerin übernimmt Meisterklasse" Renata Jaworska leitet die Meisterklasse der Freien Kunstakademie, da sich Gründerin Sibylle Werkmeister zurückzieht.
Vor 23 Jahren hat Sibylle Werkmeister die Freie Kunstakademie gegründet, das Projekt engagiert geführt, und weit über die Grenzen Überlingens hinaus bekannt gemacht. Derzeit vollzieht sich ein einschneidender, personeller Wechsel. Werkmeister gibt ihre Lehrtätigkeit auf und richtet ihren Lebensmittelpunkt neu aus.
In den letzten Jahren hatte Werkmeister die Meisterklasse geführt, schwerpunktmäßig Freie Malerei unterrichtet und auch Aktzeichnen. Sie trennt sich aber nicht vollständig von ihrer Akademie, verbleibt noch in der Geschäftsleitung. Struktur und Programm der Einrichtung bleiben unverändert, ebenso das Team an Dozenten und anderen Mitarbeitern. Es kann durchaus als Glücksgriff bezeichnet werden, dass Renata Jaworska nach der langen, schwierigen Suche nach einem Nachfolger zugesagt hat. Derzeit arbeitet sie nicht nur als freischaffende Künstlerin, sondern auch als Kunstpädagogin an der Schlossschule Salem und hat eine beeindruckende, künstlerische Entwicklung aufzuweisen. Die gebürtige Polin, 36 Jahre alt, hat an der Kunstakademie Düsseldorf studiert, war Meisterschülerin von Jörg Immendorff, einem der bekanntesten Künstler Deutschlands. Er prägte nicht nur ihr künstlerisches Werk, seine Persönlichkeit habe sie immer fasziniert. Als Professor unterrichtete er Malerei, Grafik, Plastik aber auch Aktionskunst. Er trat als kritischer Zeitgeist auf, teilweise provokant, ehrlich und direkt in seinen Werken. Das alles ist auch ein wenig Renata Jaworska, die in ihrer etwas spröden Eigenständigkeit deutlich Profil zeigt, was sich als markante Handschrift auch in ihrem künstlerischen Werk wieder findet.
Sie bezeichnet sich als europäische Künstlerin ohne regionale Anbindungen. Ja, der Bodensee sei wirklich wunderschön und sie fügt sofort hinzu, „zum Kotzen schön“, wie es der Maler Otto Dix einmal formulierte, der auf der Höri lebte.
Renata Jaworska hat sowohl in Salem im Schloss eine Bleibe mit Atelier, als auch in Düsseldorf. Sie brauche ab und an die Stadt mit ihrer Hektik, ihren Abbrüchen und Unstimmigkeiten. Zu viel Idylle sei kontraproduktiv. In ihrem künstlerischen Werk setzt sie sich kritisch mit der aktuellen Umwelt auseinander, mit den Menschen im Spannungsfeld politischer Abhängigkeiten.
Ihre großformatigen Gemälde wirken abstrakt, gestisch und strukturbetont, aber auch gegenständliche Elemente tauchen auf, vielschichtig überlagerte Ebenen. Neben den Malereien realisiert sie auch Videoprojekte, Kleinplastiken und ist letztendlich offen für eine breit angelegte Entwicklung. In der Szene ist sie seit Jahren bekannt und geschätzt. An der Kunstakademie hier in Überlingen betreut sie nun die Meisterklasse, derzeit zehn Personen. Es sei ihr wichtig, die Individualität des Einzelnen zu bewahren und zu fördern. Auch die intellektuelle Auseinandersetzung mit dem eigenen Werk und der Kunst allgemein sei eine zentrale, pädagogische Komponente.
Für die Studenten wird der Dozentenwechsel nicht reibungslos vonstatten gehen. Es sei ein Neuanfang für alle Beteiligten, wie Jaworska betont. Die Räumlichkeiten hier an der Kunstakademie findet sie sehr ansprechend. Erinnerungen an die Ateliers in der Düsseldorfer Akademie werden wach, kreativ, lebendig und auch ein wenig chaotisch, bester Nährboden für zeitgenössische Kunst.
Die Freie Kunstakademie Überlingen bietet in zwei Studiengängen eine umfassende, künstlerische Ausbildung in Malerei, Grafik und Fotografie. Das dreisemestrige Grundstudium (auch als Teilzeit/Abendstudium möglich) vermittelt Grundwissen im Bereich Malerei, Zeichnung, Kompositionslehre, Kunstgeschichte. Das Hauptstudium dauert insgesamt sieben Semester, dort wird die individuelle, künstlerische Entwicklung bis zur Ausstellungreife vertieft. Das Aktzeichnen kann auch als Einzelkurs belegt werden, ebenso Fotografie. Außerdem wird für die Bewerbung an einer staatlichen Kunsthochschule ein Mappenkurs angeboten, der jeweils zwei Semester dauert. Die Meisterklasse übernimmt künftig Renata Jaworska, Geschäftsführerin bleibt Sibylle Werkmeister. (dl)
"Künstler machten Gaienhofener Schloss-Schule zum Atelier"
Nach dem Erfolg im Jahr 2014 sollen neuerlich Künstler aus der Region und der weiteren Umgebung konnten für das Kunstsymposium in Gaienhofen gewonnen werden. Zehn Tage lang werden sie auf dem Schulcampus tätig sein. Antonio Zecca und Harald Björnsgard, beide Kunsterzieher an der evangelischen Schule, wollen Schüler den Weg einer künstlerischen Idee bis zur Gestaltung eines Werks miterleben lassen. "Wir möchten, dass unsere Schüler erfahren, dass Kunstwerke Ausdruck einer individuellen Sicht auf Leben und Welt sind und nicht nur um ihrer selbst entstehen", erklärt Zecca. Dabei sollen Ideen auch gemeinsam mit Schüler angegangen werden. "Wir wissen aus Erfahrung, dass Schüler dafür gerne auch in ihrer Freizeit kommen, um an einem Projekt zu arbeiten. Unter einer solchen professionellen Begleitung", erinnert sich Björnsgard. Das Projekt mündet in eine Finissage am Samstag, 23. Juli, im neu renovierten Schloss mit einer Tango-Performance von Annette Gönner und Thomas Langdörfer.
Die Künstler: Beate Bitterwolf, Harald Björnsgard, Pete Delgato, Tom Leonhard, Renata Jaworska, Klaus Dinkelaker, Annette Gönner & Thomas Langdörfer, Antonio Zecca, Gio Proietto aka blauton, Markus Schwier.